

Wie würden Sie Ihren Anlageprozess beim Fondsmanagement beschreiben?
In unseren Anlageprozess fließen verschiedene Kriterien ein, die uns helfen, die Stärke der Marke und die operative, finanzielle und nicht-finanzielle Leistung des Unternehmens zu ermitteln. Darüber hinaus haben wir unseren Anlageprozess seit 2021 um einen SRI-Ansatz ergänzt. Ökologische und gesellschaftliche Themen spielen in der Öffentlichkeit eine immer größere Rolle; von den Markenunternehmen wird Transparenz und Engagement erwartet. Auf längere Sicht werden sich Unternehmen nur dann positiv von anderen abheben, wenn sie sich für verantwortliches Handeln engagieren. Auf diese Weise schaffen sie eine solide Grundlage für nachhaltige Wertschöpfung für ihre Aktionärinnen und Aktionäre. In der Technologie-Branche ist beispielsweise die Unternehmensführung von Microsoft besonders erwähnenswert. Der Erfolg der Cloud-Computing-Plattform Azure beruht auch auf der Einhaltung der Standards beim Schutz personenbezogener Daten.
Wir finden Sie die „Future Leaders“ für Ihr Portfolio – Unternehmen also, die künftig führend sein werden?
Das Wichtigste im Fondsmanagement ist, darauf zu achten, dass jedes einzelne Unternehmen, dessen Aktie wir im Portfolio halten, seine Führungsstärke künftig erhalten kann. Dabei ist entscheidend, dass das Unternehmen eine starke Marke besitzt und regelmäßige Cashflows erwirtschaften kann. Weil die Finanzierungskosten zurzeit weltweit steigen, bevorzugen wir Unternehmen mit starker Bilanz, die in der Lage sind, sich bietende Chancen zu nutzen. Intact Financial, der führende Sachversicherer in Kanada, ist hierfür ein gutes Beispiel: Das Unternehmen besitzt im Segment Automobilversicherung einen doppelt so großen Marktanteil wie sein nächst-größerer Mitbewerber und hat daher eine höhere Preissetzungsmacht, die ihm regelmäßige freie Cashflows sichert. Die Gruppe konnte das Versicherungsgeschäft von RSA im Vereinigten Königreich übernehmen und damit zu den fünf größten Akteuren des Marktes aufsteigen.
Wie hat sich der CM-AM Global Leaders in dem turbulenten Jahr 2022 entwickelt?
2022 war für den Fonds das schlechteste Jahr, das er je hatte. Der Nettoinventarwert der thesaurie¬ren¬den Anteile fiel um 21,5 %*. Zum Vergleich: Der MSCI AC World in Euro (mit Wiederanlage der Dividenden) verlor lediglich 14,7 %, was er der guten Entwicklung der Erdöl-branche zu verdanken hatte. Mit seiner Konkurrenz kann der Fonds aber mithalten: Sein Ergebnis ist mit denen anderer Global-Leader-Fonds durchaus vergleichbar. Auch verglichen mit dem globalen Wachstumswerte-Index liegt er knapp vorne. Aktien aus der Technologiebranche wie Paypal, Adobe oder Netflix wurden verkauft, weil ihnen nach dem Ende der Pandemie die Luft ausging; Werte der Luxusgüter¬branche hingegen wurden aufgestockt, was dem Fonds Performance brachte. Die Fondsperformance muss zudem in einem größeren Zusammenhang betrachtet werden: 2020 und 2021 waren zwei außerordentlich gute Börsenjahre, mit Gewinnen von 14,3 %* bzw. 22,3 %*. Wir erleben also, dass die Aktien der von uns gehaltenen Unternehmen eine Verschnaufpause einlegen. Für uns als langfristig ausgerichtete Investoren bot 2022 gleichzeitig unglaublich gute Anlagechancen: So haben wir z. B. ASML ins Portfolio aufgenommen. Der Ausrüster für die Herstellung modernster Mikrochips verfügt über ein außerordentlich hohes Wachstum.
Wie positionieren Sie sich für 2023?
Das Jahr hat mit einigen guten Nachrichten begonnen: China öffnet die Wirtschaft, das Bewertungs¬niveau ist wieder attraktiver, Konjunkturprogramme sind auf dem Weg, um die Auswirkungen der Energiekrise abzufedern. Trotzdem ist die Gesamtlage nicht einfach: Das prognostizierte Wachstum der Unternehmensgewinne droht zu sinken, die Zinsen dürften dauerhaft hoch bleiben. Ein wichtiger Faktor im Fondsmanagement ist daher die Qualität der Fundamentaldaten. Wir setzten auf Titel, die über quantifizierbare Wachstumschancen verfügen (Eli Lilly, TSMC oder die von der Wiederöffnung der chinesischen Wirtschaft profitieren (Aia, Daikin). Zu den Unternehmen, für die wir wieder Potenzial sehen, gehört Moncler, weil die Übernahme von Stone Island erste Früchte trägt. Zu Beginn des Jahres liegt das Kurs/Gewinn-Verhältnis des Fonds bei 24 und damit auf vernünftigem Niveau; das durchschnittliche Umsatzwachstum beträgt 7,5 % und das Gewinnwachstum pro Aktie 10,5 %.