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Allmählich bilden die Zinssteigerungen, die Normalisierung der Staatsausgaben nach der Pandemie, die hohen Energiekosten und der allgemeine Preisanstieg eine Belastung für das Wachstumsniveau, schreiben Guy Wagner und sein Team in ihrem jüngsten monatlichen Marktbericht „Highlights“.

„Zwar ist die verarbeitende Industrie besonders stark vom Mangel an Rohstoffen und Bauteilen betroffen, aber auch der Dienstleistungssektor leidet trotz der Aufhebung der letzten Corona-Maßnahmen unter der schwachen Konjunktur“, sagt Guy Wagner, Chief Investment Officer (CIO) von BLI - Banque de Luxembourg Investments. Die Einkaufsmanagerindizes für die verarbeitende Industrie und den Dienstleistungssektor waren daher im Juni sowohl in den USA als auch in Europa stark rückläufig. Nur China verzeichnete nach der Wiederöffnung der wichtigsten Metropolen wie Shanghai eine Erholung der Konjunkturindizes. „Da das Land aber an seiner Null-Covid-Strategie festhält, könnte das kleinste Anzeichen hoher Corona-Infektionszahlen erneut strenge Lockdown-Maßnahmen auslösen.“ In Japan hängt das Wirtschaftswachstum weiterhin von der Entwicklung der Exporte ab, die einerseits von der anhaltenden Schwäche des Yen profitieren, andererseits aber durch einen allmählichen Rückgang der weltweiten Nachfrage beeinträchtigt werden könnten.

Keinerlei Anzeichen für eine Beruhigung der Inflation
Der hohe Inflationsdruck lässt immer noch nicht nach. In den USA stieg die Gesamtinflationsrate auf 8,6 % im Mai und damit auf ihren höchsten Stand seit Dezember 1981. In der Eurozone steigt die Inflation weiter auf neue Höchststände seit Einführung der Gemeinschaftswährung. Die Gesamtinflation stieg ebenfalls auf 8,6 % im Juni.

Rekordanstieg der Leitzinsen in den USA
Da die Zahlen keinerlei Anzeichen für eine Beruhigung der Inflation liefern, beschleunigte der geldpolitische Ausschuss der US-Notenbank Fed bei der Sitzung im Juni den Straffungsprozess und hob im größten Zinsschritt seit 1994 den wichtigsten Leitzins um 75 Basispunkte an. Fed-Präsident Jerome Powell ließ die Debatte offen, ob die Zinserhöhung bei der nächsten Sitzung Ende Juli eher im Bereich eines halben oder eines dreiviertel Punktes liegen wird. Der oberste Notenbanker gibt sich zwar zuversichtlich, dass die US-Wirtschaft erfolgreich in eine sanfte Landung geführt und eine Rezession vermieden werden könne, dennoch bezeichnet er die Bekämpfung der Inflation als „vorbehaltlos“, da die Wiederherstellung der Preisstabilität derzeit das wichtigste Ziel sei. Wie erwartet beließ die Europäische Zentralbank ihre Leitzinsen bei ihrer Sitzung im Juni unverändert. Sie wiederholte, dass sie mit dem Ende des ersten Halbjahrs ihre Netto-Käufe im Rahmen ihres Wertpapierkaufprogramms beenden werde, um bei der Sitzung des EZB-Rats am 21. Juli eine Zinsanhebung in die Wege leiten zu können.

Endfälligkeitsrenditen auf Staatsanleihen steigen weiter an
An den Anleihemärkten stiegen die Endfälligkeitsrenditen auf Staatsanleihen in der ersten Junihälfte stark an, weil der Inflationsdruck nicht nachließ. „In der zweiten Junihälfte kehrte sich diese Tendenz um, da immer mehr Anzeichen auf eine Schwächung der Konjunktur hindeuteten und die Angst vor einer Rezession schürten“, präzisiert der luxemburgische Ökonom. Über den gesamten Monat betrachtetet stiegen die Renditen der zehnjährigen Anleihen in den USA, in Deutschland, in Frankreich, in Italien und in Spanien weiter an.

Stark rückläufige Aktienmärkte
Die Aktienmärkte waren im Juni stark rückläufig und verzeichneten eines der schlechtesten ersten Halbjahre der Börsengeschichte. Dabei drückten die anhaltend hohe Inflation, die Zinssteigerungen und die Abkühlung der Konjunktur auf die Aktienkurse. So sank beispielsweise der MSCI All Country World Index Net Total Return in Euro trotz des positiven Einflusses durch den starken US-Dollar im Juni um 6,2 % und im gesamten ersten Halbjahr 2022 um 13,2 %. „Auf Sektorenebene zeigten sich das Gesundheitswesen und Basiskonsumgüter im Juni am stabilsten; Energietitel hingegen korrigierten deutlich, auch wenn dieser Sektor seit Jahresbeginn als einziger deutliche Gewinne erzielen konnte“, so Guy Wagner abschließend.