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Analyse der aktuellen Situation an den Finanzmärkten von Guy Wagner, Chief Investment Officer bei BLI - Banque de Luxembourg Investments

Kurzfristiger Ausblick

  • Die Zentralbanken haben den Kampf gegen die Inflation zu ihrem vorrangigen Ziel erklärt. Eine straffere Geldpolitik ist jedoch nicht in der Lage, die Situation auf der Angebotsseite zu verbessern. Die einzige Möglichkeit, die Inflation zu senken, besteht somit in einer Verringerung der Nachfrage.
  • Der Anstieg der Zinssätze wird sich daher auf das Wachstum auswirken, das sich verlangsamen wird, während die Inflation allmählich zurückgehen dürfte. Vor diesem Hintergrund werden die Inflationsängste nach und nach den Befürchtungen einer Rezession weichen.
  • Eine Kehrtwende in der Geldpolitik der Federal Reserve, wie sie 2018 stattgefunden hat, steht noch nicht auf der Tagesordnung. Eine solche Kehrtwende in einer Zeit, in der die Inflation hoch bleibt, würde die Glaubwürdigkeit der US-Notenbank völlig zerstören. Damit die US-Notenbank ihre Haltung ändert, müssten einer oder mehrere der folgenden Faktoren eintreten:
    • Ein deutlich sichtbarer Rückgang der Konjunktur in den USA,
    • Ein Inflationsrückgang über mehrere aufeinanderfolgende Monate,
    • Ein weiterer starker Rückgang an den Aktienmärkten,
    • Das Auftreten eines oder mehrerer größerer Probleme innerhalb der Finanzmärkte (Konkurs usw.).
  • Kurzfristig werden die Märkte also wohl unter Druck bleiben, verbunden mit einer hohen Volatilität. Dies zumal:
    • Der aktuelle Marktrückgang muss relativiert werden. Mit dem aktuellen Stand (3.924) liegt der S&P 500-Index immer noch knapp 5 % über seinem Stand von Anfang 2021 und 16 % über seinem Stand von vor der Coronapandemie. Im Wesentlichen hat der Markt also „nur" die Gewinne der vergangenen zwölf Monate eingebüßt (wobei anzumerken ist, dass sich hinter der „guten" Widerstandsfähigkeit der Indizes oft erhebliche Schäden verbergen),
    • Die Bewertungen und Gewinnmargen der Unternehmen sind nach wie vor hoch.

Mittelfristiger Ausblick

  • Der Anstieg der Anleiherenditen in den USA verliert allmählich an Fahrt.
  • Die geldpolitische Straffung in den USA wird letztlich weniger aggressiv ausfallen, als es die Federal Reserve und der Markt derzeit erwarten lassen.
  • Qualitätsunternehmen werden in die Gunst der Anleger zurückkehren. Ihre Bewertungen sind vernünftiger geworden, und sie sind besser in der Lage, ihre Gewinnmargen zu schützen.
  • Der Höhenflug des US-Dollars neigt sich dem Ende zu.
  • Die Bewertungen an den asiatischen Märkten sind insgesamt attraktiv. Die starke Unterbewertung des Yen ist ein weiteres Argument für den japanischen Markt.
  • Die Aussichten für Gold bleiben mittel- bis langfristig günstig.